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Strategie

Die Kunst, Krisen zu überstehen: Der große Resilienz-Test

Resilienz beschreibt die Fähigkeit, trotz widriger Lebensumstände nicht innerlich zu zerbrechen, sondern zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. Wie sich eine hohe Resilienz bemerkbar macht, wie sie uns durch Krisen hilft und wie wir unsere innere Stärke fördern können, erfahren Sie in folgendem Beitrag.

Resilienz: Die innere Widerstandsfähigkeit

Belastende Lebenssituationen lassen sich leider meistens nicht vermeiden: Ob Verlust des Arbeitsplatzes, Trennung vom Lebenspartner, Erkrankung oder Todesfall im Familienkreis, solche und ähnliche Schicksalsschläge gehören zum Leben dazu und können jeden treffen. An dieser Tatsache können wir nichts ändern – aber wir haben einen gewissen Einfluss auf unseren persönlichen Umgang mit derartigen Ereignissen.

Bereits seit der Mitte des letzten Jahrhunderts beschäftigen sich Psychologen mit der Frage, warum verschiedene Menschen unterschiedlich auf krisenhafte Erfahrungen reagieren. Bei einem Teil der Betroffenen ziehen eine problematische Kindheit, Armut oder Traumata schwerwiegende seelische Leiden nach sich, sodass sie im späteren Leben nicht richtig Fuß fassen. Andere gehen aus ähnlichen Krisenerfahrungen erstaunlich unbeschadet hervor. Für dieses Phänomen wurde der Begriff der Resilienz geprägt. Er geht zurück auf das lateinische Verb „resilire“, das übersetzt so viel wie „zurückspringen“ oder „abprallen“ bedeutet. Resilienz bezeichnet somit eine große psychische Widerstandskraft, die dafür sorgt, dass wir selbst unter widrigsten Umständen innerlich stabil bleiben oder rasch regenerieren.

Worin liegen die Ursachen für Resilienz?

Das Gegenteil der Resilienz ist die Vulnerabilität, die Verletzbarkeit. Wie verwundbar beziehungsweise wie widerstandsfähig ein Mensch ist, scheint zum Teil von genetischen Faktoren beeinflusst zu werden. Die wahrscheinlich größere Bedeutung kommt jedoch unseren Lernerfahrungen im Laufe des Lebens zu. So gehen viele Experten davon aus, dass Resilienz in einem gewissen Rahmen erlernbar und trainierbar ist.

Die Gründe, warum manche Menschen niedrigere und andere höhere Resilienz-Werte aufweisen, sind überaus vielfältig und hängen von vielen verschiedenen Faktoren ab. Psychologen konnten jedoch einige Beobachtungen machen: Ein gewisses Lebensumfeld und einige persönliche Faktoren treten bei resilienten Menschen häufiger auf. Demnach trägt beispielsweise ein höherer Bildungsgrad zur Ausbildung von Resilienz bei. In der Kindheit ist es entscheidend, zumindest eine vertrauensvolle und verlässliche Bezugsperson zu haben. Auch emotionale Strategien und Bewertungen spielen bei der Ausbildung von Resilienz eine große Rolle: Manche Menschen haben eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung, sie sind also davon überzeugt, ihre Situation selbst aktiv gestalten zu können. Diese Menschen weisen oft höhere Resilienz-Werte auf. Ebenso wirken sich soziale Aspekte förderlich auf die Resilienz aus, etwa die Fähigkeit, sich anderen anzuvertrauen und gelingende Beziehungen aufzubauen.

Resilienz: Sind Sie innerlich im Gleichgewicht?

Im Grunde genommen handelt es sich bei der Resilienz um einen persönlichen Bewertungsstil: Wie bewerten Sie eine schwierige Lebenssituation? Sehen Sie eher das Negative oder können Sie selbst aus Misserfolgen und Rückschlägen für sich etwas Positives ziehen? Wie resilient Sie sind, muss sich dabei nicht nur in schweren Krisen zeigen. Auch in alltäglichen Situationen neigen manche von uns dazu, Ereignisse eher pessimistisch zu bewerten, während andere weitgehend unbeschwert durch den Tag gehen.

Mit dem WHO-5-Wohlfühltest können Sie in wenigen Schritten einen ersten Überblick darüber erhalten, wie Ihre aktuelle Gemütsverfassung aussieht und wie es derzeit um Ihre innere Stabilität bestellt ist. Möglicherweise machen Sie gerade eine schwierige Phase durch, es könnte aber auch sein, dass Sie sich von alltäglichen Belastungen über die Maßen beansprucht fühlen. Wenden Sie sich bei Bedarf an eine Vertrauensperson und versuchen Sie die Gründe für Ihr Unwohlsein zu ergründen.

Wenn Sie herausfinden wollen, wie stark Ihre Resilienz ausgeprägt ist, können Sie sich zudem die Frage stellen, ob Sie eher zu einer optimistischen oder pessimistischen Lebensanschauung neigen. Wenn es Ihnen schwerfällt, das selbst zu beurteilen, kann hier manchmal auch die Einschätzung eines nahestehenden Menschen hilfreich sein. Stellen Sie sich und Ihren Liebsten beispielsweise folgende Fragen und versuchen Sie, diese aufrichtig zu beantworten:

•    Erkenne ich bei mir eher die Stärken als die Schwächen?
•    Sehe ich mich als „Glückskind“ oder als „Pechvogel“?
•    Spreche ich öfter von meinen Erfolgen oder von meinen Niederlagen?
•    Blicke ich zuversichtlich und freudig oder ängstlich und sorgenvoll in die Zukunft?

Wie können Sie Ihre Resilienz stärken?

Auch wenn Sie zu den Menschen gehören, die zu einer größeren Vulnerabilität neigen, ist dies keineswegs ein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Denken Sie daran: Resilienz ist kein Schicksal, sondern lässt sich aktiv trainieren. Innere Stärke zeichnet sich zudem nicht dadurch aus, dass Sie die Zähne zusammenbeißen und alles an sich abperlen lassen. Vielmehr geht es darum, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Gefühle zu entwickeln.

Lernen Sie, sich inklusive Ihrer Stärken und Schwächen zu akzeptieren, und arbeiten Sie daran, ein wohlwollendes Selbstbild aufzubauen. Ein wichtiger Schritt in Richtung Resilienz besteht oftmals auch im Annehmen beziehungsweise Einfordern von Hilfe und Unterstützung. Achten Sie zudem auf eine ausgewogene Work-Life-Balance und gönnen Sie sich regelmäßig Entspannungsphasen. Damit signalisieren Sie sich selbst, dass Sie Ihre Bedürfnisse ernst nehmen und dass Sie aktiv etwas dafür tun, Ihre innere Stärke zu fördern. Dies erhöht wiederum Ihre Selbstwirksamkeitsgefühle und Ihr Selbstvertrauen – und in diesem Positivkreislauf befinden Sie sich auf dem besten Weg zu einer größeren Resilienz.

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