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Plötzlich stand ich im Mittelpunkt

Solange alles gut läuft, macht man sich nicht viel Gedanken, auch wenn man immer mal wieder über seine Grenzen geht. So ging es auch Stefanie, die immer für alle anderen da gewesen ist. Durch die Diagnose Diabetes aber kam sie ins Nachdenken – über sich, ihr Leben und über das, was ihr wirklich wichtig ist. Trotz Krankheit und Älterwerdens fand sie für sich einen Weg, wieder mehr Lebensfreude zu empfinden. Lesen Sie hier, wie sie aktiv zu ihrer inneren Stärke fand:

Ich weiß nicht genau, wann es anfing. Aber irgendwann merkte ich, dass das Alter für mich immer greifbarer wurde. Und ich fing an, mich damit auseinanderzusetzen. Es gibt ja verschiedene Arten, damit umzugehen. Viele sehen oft nur zwei Möglichkeiten: Entweder resignieren – und sich seinem Schicksal ergeben – oder ignorieren – und sich selbst täuschen. Manche versuchen es mit einer jüngeren Liebschaft, andere wiederum mit jugendlicher Kleidung. Für mich kommt das alles einfach nicht in Frage.

Das Altern an sich ist ja eher eine allmähliche Entwicklung. Dann überlegt man schon: Was hatte ich nie verwirklichen können, was davon ist jetzt aber vielleicht noch möglich? Solche Themen haben mich häufig beschäftigt.

Irgendwann kam dann ein einschneidendes Ereignis. Auf einen Schlag war alles anders. Es war der Moment, in dem mein Arzt zu mir sagte: „Sie haben Diabetes.“

Für mich brach eine Welt zusammen. Mich beherrschte nur noch ein Gedanke: „Jetzt bist du krank, das wirst du nie mehr los.“ Die Diagnose Diabetes ist ja erst der Anfang, sofort hatte ich Bilder von all den unschönen Folgeerkrankungen im Kopf.

„Für mich brach
eine Welt zusammen.“

Ich fiel in ein tiefes Loch, grübelte ständig vor mich hin und war wie gelähmt. Meine Familie machte sich große Sorgen. Bis zu dem Zeitpunkt war ICH immer der wichtige Rückhalt gewesen. Ich war immer für alle anderen da. Nun stand ich zwar immer noch im Mittelpunkt, aber in einer völlig neuen Rolle. Nun war ICH es, die in einer scheinbar ausweglosen Situation festsaß. Das war eine Belastungssituation für alle. Ich war so verzweifelt, dass selbst die Dinge, auf die ich mich sonst freute, mich nicht mehr wirklich interessierten. Da wusste ich, dass ich die Reißleine ziehen musste: „Stefanie, jetzt brauchst du selbst Hilfe.“

Ich unternahm den ersten, wichtigen Schritt – und holte mir professionellen Rat. Auf einer Kur halfen mir die Gespräche mit anderen und mit der Ärztin dort. Ich musste lernen, auf mich zu achten. Erkennen, was wirklich wichtig ist, war das Wichtigste für mich.

Ich begriff, dass sich nichts von allein ändert: Man muss die Sache selbst anpacken. Ich habe mich also aufgerafft und Sport getrieben. Ich bin ja eher ein Sportmuffel, aber wenn man einen Schuss vor den Bug bekommt, muss man auch was tun.

„Erkennen was wirklich
wichtig ist, war das
Wichtigste für mich.“

Gleichzeitig hat sich auch meine Einstellung zum Leben geändert. Ich versuche jetzt, vieles mit Humor zu nehmen: Wenn ich mich früher mit Freunden traf, haben wir oft nur über unsere Krankheiten gesprochen und uns gegenseitig damit runtergezogen. Heute reden wir nur noch am Rande über unsere kleinen Wehwehchen und tauschen uns lieber über schöne Dinge aus – und zwar ganz bewusst.

Wenn ich heute sehe, dass mich etwas belastet, trete ich auf die Bremse und unternehme etwas dagegen. Ich nehme mir dann bewusst mehr Zeit für mich. Zum Beispiel gehe ich unheimlich gerne zum Yoga. Um zu entspannen, gönne ich mir immer wieder etwas: Konzertbesuche, gemütliche Stadtbummel oder ein kurzer Ausflug. Ich habe gemerkt, wie wichtig es ist, gut zu sich selbst zu sein.

„Ich nehme mir dann bewusst
mehr Zeit für mich.“

Letztens habe ich meine erste Schiffsreise gemacht. Das war toll! Aber ich freue mich auch, wenn ich mal früher ins Bett gehe und ganz gemütlich ein Buch lesen kann. Oder ab und zu einfach nichts tun: eine Tasse Tee und die Beine hochlegen.

Ich kann das Älterwerden ja nicht ändern, aber meine Einstellung. Die Diagnose liegt nun acht Jahre zurück. Die Krise damals war alles andere als einfach. Aber heute ist sie weit weg. Ich habe sie überstanden und meine innere Stärke wieder gefunden. Ich kann das Leben wieder genießen. Kurzum: Ich bin jetzt sehr zufrieden.

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