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Strategie

Positiv leben – Kann man Optimismus lernen?

Daran glauben, dass in Zukunft gute Dinge passieren, das Leben positiv und das Glas halb voll statt halb leer sehen – selbst dann, wenn Situationen im Leben schwierig sind und die innere Stärke geschwächt ist – das zeichnet Optimisten aus.1 Kann man aber lernen, ein Optimist zu sein? Optimismus lernen ist möglich2 – wie bei jedem Lernprozess braucht es jedoch Training und Geduld.

Optimisten vertrauen darauf, dass sich Dinge zum Guten wenden und Ergebnisse aus Handlungen oder Situationen positiv sind. Auch wenn dies nicht immer zutrifft, geben Optimisten auch bei negativen Erlebnissen ihren empfundenen Emotionen Raum und schaffen es so, selbst schlechten Erfahrungen nach einer gewissen Zeit etwas Gutes abzugewinnen und gestärkt aus ihnen hervorzugehen. Eine optimistische Haltung zeigt sich auch daran, wie wir Problemen begegnen: Ist man in einer Lebensphase, in der Widrigkeiten oder Schwierigkeiten auftreten, so geht dies mit vielen verschiedenen Symptomen einher. Dies können Angst, Angespanntheit, Unruhe, Traurigkeit, Schlafstörungen und sogar depressive Verstimmungen sein. Denken wir eher pessimistisch, erwarten wir quasi Probleme und haben eine größere Tendenz, diesen mit negativen Gefühlen zu begegnen und darin „hängen“ zu bleiben.2 Menschen, die eine optimistische Lebenshaltung haben, reflektieren diese negativen Gefühle und suchen nach Lösungen, mit ihnen umzugehen.

Optimismus hat darüber hinaus einen positiven Effekt auf die physische und psychische Gesundheit. Wie viele empirische Untersuchungen belegen,3 gelten Optimisten als gesünder, durch ihre innere Stärke widerstandsfähiger gegenüber Erkrankungen und sollen ein gesteigertes subjektives Wohlbefinden aufweisen. Zudem beherrschen sie andere Strategien zur Bewältigung von Belastungen als Pessimisten, da sie sich auf kommende, positive Dinge in ihrer Zukunft fokussieren und eine höhere Resilienz (also eine höhere psychische Widerstandskraft) zeigen.

Gerade in belastenden Lebensphasen kann es jedoch jedem schwerfallen, einen optimistischen Blick auf das Leben zu haben. Denn ein positives Lebensgefühl hängt auch von der Stabilität der fünf Säulen unserer Identität ab. Sind einige dieser Säulen in unserem Leben derzeit instabil, so fällt es uns schwerer, positiv zu denken. Je mehr Säulen wanken, desto wichtiger ist es, sich auch Hilfe von außen zu suchen, zum Beispiel über Gespräche mit Familienmitgliedern, Freunden oder auch dem Arzt.

Mit einfachen Tipps optimistischer werden und das Leben positiv verändern

Optimismus lernen – geht das? Ja, mit einfachen Tricks und Übungen können Sie Ihren Blick auf das Leben optimistischer und positiver gestalten. Hier erfahren Sie, wie dies gelingt:

Tipp 1: Seien Sie offen dafür, negative Gedanken aus Ihrem Kopf zu verbannen! Reflektieren Sie Ihre negativen Gedanken. Vielleicht können Sie vergangenen Erfahrungen etwas Gutes abgewinnen! Nur wenn Sie sich gedanklich freimachen, können Sie positive Dingen offen begegnen und diese in Ihr Leben lassen

Tipp 2: Erfreuen Sie sich an den kleinen Dingen – und zwar ganz bewusst! Nehmen Sie Positives an Ihrer Umgebung wahr: Die ersten Sonnenstrahlen am Morgen, das Lächeln Ihrer Mitmenschen, blühende Blumen am Wegesrand.

Tipp 3: Besinnen Sie sich auf sich selbst und vergleichen Sie sich nicht mit anderen. Das klingt zunächst nicht einfach, denn in unserem Alltag begegnen wir ständig Menschen, die scheinbar schöner, glücklicher, zufriedener oder erfolgreicher sind als wir es sind. Das kann zu Unzufriedenheit oder Frust führen. Wenn Sie sich auf sich selbst besinnen, versuchen Sie, nicht zu hart zu sich selbst zu sein. Reflektieren Sie, was Sie ausmacht und was Sie bisher in Ihrem Leben erreicht und gemeistert haben.

Tipp 4: Umgeben Sie sich mit Optimisten! Das bedeutet, dass Sie Pessimisten, die Ihnen Ihre Energie rauben, zumindest für eine Zeit lang aus dem Weg gehen und negative Gesprächsthemen meiden. Fröhliche Menschen und positive Gemüter wirken sich auf Ihre Wahrnehmung und Ihre Stimmung aus.

Tipp 5: Formulieren Sie Ihre Gedanken und Worte positiv – das unterstützt Ihren Optimismus und Ihre positive Einstellung!

Tipp 6: Halten Sie Glücksmomente fest! Schreiben Sie auf, wenn Ihnen etwas Gutes widerfährt oder machen Sie ein Foto von etwas Schönem. So sammeln Sie Schritt für Schritt positive Momente.

Tipp 7: Reflektieren Sie Situationen realistisch und beruhigend! Wenn Sie sich bei Schwarzmalerei ertappen, hinterfragen Sie, ob das Ergebnis, was Sie sich ausmalen, wirklich realistisch ist – meist ist es das nämlich nicht. Denn wir neigen in solchen Situationen dazu, uns das Schlimmste auszumalen. Fragen Sie sich stattdessen, was im besten Falle passieren kann, und ermutigen Sie sich selbst, wie Sie auch Freunde oder Familienmitglieder ermutigen würden.

1 Scheier MF et al. Optimism, pessimism, and psychological well-being. Optimism and pessimism: Implications for theory, research, and practice. 2001: 189–216

2 Seligman M. Learned optimism: How to change your mind and your life. Vintage, 2006

3 Kleiman E. et al. Optimism and well-being: a prospective multi-method and multi-dimensional examination of optimism as a resilience factor following the occurrence of stressful life events. Cogn Emot 2017; 31: 269–283